Ich, die Königin Bona Sforza d’Aragona – ein Fragment
Es ist besser, die Augen der Königin zu meiden, die wie der schlimmste Wirbelwind im Februar zerschmettern. Man soll ihr nicht in die Quere gehen, versuchen, die Gedanken zu erraten, um nicht von ihrem Mund scharfe Worte zu hören. Lucretia und Diana halfen der Königin Bona beim Anziehen. Sie zogen ihr nachfolgende Teile der Unterwäsche und des Kleides an. Angst ergriff den Mund von Zwerginnen und Dienern. Sogar Portia huschte wie eine Maus durch den Raum. Es ist keine gute Zeit für Gespräche oder Witze. Diana di Cordona band die Haare der Königin, Maria Arcamone kam mit einem Kästchen und hob den Deckel. Die Königin wählte eine Halskette aus dickem Gold besetzt mit Diamanten. Marias schönes Gesicht kam für einen Augenblick im Spiegel auf.
- Dies ist der schlimmste Tag meines Lebens. So schlimm wie der, in dem ich meinen Sohn verloren habe. – Mit diesen Worten begann die Königin einen neuen Tag, an dem der junge König seine Verlobte abholen sollte. Solche Feststellung war kein gutes Zeichen – die Hofdamen wussten, dass sie wachsam sein müssen. Sie wussten, dass die Hochzeit des jungen Königs ein heikles Thema war, das man eher vermeiden sollte; bei den Worten der Königin soll man nicken und schweigen.
Die Tür knarrte, der Knappe kam herein, verbeugte sich und sagte:
- Euer Hoheit, seine Majestät, König Sigismund August. Der Junge trat zur Seite und erstarrte. Wenn Bona den König sah, hellte sich ihre wolkige Gesicht auf. Ihre Augen blitzten in Anerkennung seiner Schönheit. In silbrigen Brokat gekleidet beugte er den Hals vor ihr. Auf den Kopf hatte er einen kleinen Hut mit einer Feder, über der Schulter hatte er einen kurzen, weißen Umhang. Und dieser Diamant will Elisabeth von Ӧsterreich bekommen – schon bei dem Gedanken daran kriegte sie eine Gänsehaut. Von Anfang an sah er ihr dunkles Gesicht. Er wollte etwas sagen aber sie begann zu sprechen:
- Du bist bereit sich auf den Weg zu machen, wie ich sehe. – Sie nickte den Damen zu, so dass sie wussten, dass sie den Raum verlassen sollten. Der junge König hörte in der Stimme seiner Mutter keine Zeichen der Verzweiflung – seine Freude und Aufregung verdunkelten alle schlechten Gefühle seiner Mutter.
- Ja, meine Mutter. Heute werden wir in Ballitz sein. Und morgen… – sagte er.
Er beendete nicht, weil sie ihre Finger auf seine Lippen legte, als ob sie alle für sie schmerzhaften Wörter schließen wollte, und sagte:
- Du bringst sie morgen hierher.
Sie sah ihn genau an. Sie streichelte seine Wange. Warum kam ihm diese Liebkosung, die normalerweise ihre Liebe zu ihm ausdrückte, kalt und rau dieses Mal vor? Er runzelte verunsichert die Stirn und senkte den Blick, als wollte er die Freude, die in ihm war, die Aufregung, die seine Tage füllte, vor seiner Mutter verbergen. Schließlich wird er eine Frau haben.
- Wenn dein Herz für Elisabeth schlägt und du sie liebst…sterbe ich – sagte sie ihren Atem haltend.
Sigismund August nahm ihre Hand, küsste sie und versicherte sie überzeugend:
- Ich liebe nur dich, meine Mutter.
Es schien, dass die Worte seines Sohnes sie beruhigten. Sie küsste seine Lippen mit Liebe
und sie drängte ihn wie gegen sich selbst:
- Geh schon.
Er ging weg, als die Stimme seiner Mutter ihn aufhielt:
- Pappacoda und Valentino fahren mit dir, mein Sohn.
Er war überrascht, sagte aber mit einem Lächeln:
- Wenn dies dein Wunsch ist, meine Mutter.
Ihr Herz erwärmte sich bei dem Gedanken, dass er alles, was sie tun würde, akzeptieren und sich nicht widersetzen würde, immer unterwürfig und gehorsam.
In Ballitz, auf einem weißen Kalkstein, flatterten in der Maisonne die Wimpel der Krone und der litauischen Herren. Die mit Schabracke aus Goldbrokat bedeckten Pferde in silbernen Gurten streckten die Ohren unerbittlich aus. Seit einer Stunde hatte der König im Zelt auf die Erzherzogin gewartet, und als der Bote mit der Nachricht eintraf, dass das Gefolge am Horizont auftauchen würde, ging Sigismund August nach draußen und schaute in das Tal, in dem sich die grünen Wiesen wiegten. Keine fünfzehn Minuten später tauchte hinter dem Horizont eine bunte Wolke auf. Der junge König konnte die Aufregung nicht kontrollieren, er ließ das Pferd bringen und ging zusammen mit einigen Höflingen zu Elisabeth.
Als die Kutschen, Silhouetten von Menschen und Pferden klar umrissen waren, hielt Sigismund August sein Pferd an und blickte mit von Pferden gezogenen Karren, um zu erraten, wo sich seine Braut versteckte. Die Erde grollt hohl. Das Gefolge kam näher.
- Euer Gnaden, wir sollen zurück – er hörte eine Stimme hinter sich. Er sah sich um, wo sich ein junger, dunkelhaariger Mann durchschnittlicher Körperbau befand, der wie ein Spanier angezogen war und scharfe Augen hatte. Dies war Nikolaus Radziwiłł der Schwarze, der mit seinem Cousin Nikolaus Radziwiłł der Rote, der seit 2 Jahren mit Katharina Tomicka verheiratet war, und mit einem nächsten Verwandten Alexei Kieżgajła zur Hohzeit des Königs kam. Der Rote stand abseits, als würde er sich in den Wawelwänden nicht wohl fühlen, an der Seite des Königs, als würde er die abgelegenen litauischen Wälder und Gemächer der Burg in Vilnius lieber haben als das Hofleben.
Sigismund August wandte sich wieder dem Hügel zu, von dem, wie das Wasser in einem Bach, die Nachrichten der in spanische, ungarische und türkische Kleider gekleideten mächtigen Herren, litauische Truppen in silberner Rüstung und mehrere hundert in Rot und Gold gekleideten Menschen vom Hof des Primas Gamrat, ins Tal kamen.
Inzwischen beschleunigte sich das Gefolge der Erzherzogin. Eine Kutsche mit acht weißen Pferden hielt vor dem roten Teppich an. Graf Salm, ein kräftig gebauter Mann in spanischer Kleidung, sprang von seinem Pferd und öffnete die Kutschentür. Der König sah Elisabeth, deren Kleid in der Sonne golden schimmerte. Nach der Erzherzogin stiegen die Hofmeisterin Gertrude und die Gräfin Salm. Elisabeth wandte ihren Blick dem König zu. Sie blieb einen Moment steif und unsicher. Aber als sie sah, dass Sigismund August auf sie zukam, kam sie ihm entgegen. Sie trafen sich auf halbem Weg. Die Erzherzogin erstarrte von dem der König in einem tiefen Bogen. Sie hob den Blick zu ihm. In ihren kühlen blauen Pupillen sah er Entsetzen. Als er ihre Angst überwinden wollte, lächelte er und dann schenkte ihr Gesicht ein Lächeln. Der König freute sich über ihn, während sich sein Hof näherte. Pappacoda sah in den Augen von Sigismund August nicht, was seine Mutter sehen wollte. Diskret zog er sich zurück und ging nach Krakau, um über das Treffen des jungen Königs mit der Erzherzogin zu berichten.
Die Königin Bona wartete mit zusammengedrücktem Herzen auf seine Nachrichten. Er stand kaum
auf der Schwelle der Kammer, wenn sie ihn fragte:
- Also, sie trafen sich?
Er nickte, verneigte sich und näherte sich.
- Sie ist nicht so schön wie auf dem Porträt – sagte Pappacoda.
– Ich wusste es! Der Künstler, der ihr Porträt gemalt hat, hat sie verschönert. Die Frauen von dieser Familie sind hässlich – sagte sie triumphierend. – Und mein Sohn?
– Der junge König scheint von seiner Frau enttäuscht zu sein – log er.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über die Lippen der Königin.
Am späten Nachmittag kam die Erzherzogin bei bewölktem Himmel nach Wawel. Davor gingen ein Dutzend königlicher Höflinge, die mit einer lauten Posaune die Ankunft der Prozession ankündigten, und Ritter mit im Wind flatternden Wimpeln. Bona guckte aus den Fenstern des Schlosses. Sie erkannte den Graf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach, der sie vor 25 Jahren zum Altar führte, und nach seinem Posten ging Baron Herberstein mit seinem Gefolge. Elisabeths Gesicht blitzte im Fenster der Kutsche. Die Erzherzogin schaute auf die goldenen Seiden und die Blumengirlanden, die aus den Burgfenstern herabflossen, auf die Höflingen, die aus den Klöstern und Treppen ragten und begierig darauf waren, ihre Königin zu sehen. Viele Karotten, Kutschen, Reiter und Ritter torkelten durch das Tor, und ihre Rüstungen funkelten im trüben Licht des Tages.
Die Pferdesättel und ihre Gurte leuchteten mit den Juwelen. Die Kutsche der Erzherzogin hielt an den Klöstern an. Siegmund von Herberstein, Markgraf von Brandenburg, Kasimir von Brandenburg-Kulmbach und Giovanni Marsupino näherten sich sofort an die Kutsche. Die Tür der Kutsche wurde geöffnet und der Kopf von Elisabeth kam heraus und nach einer Weile erschien ihre gesamte Gestalt; sie trug ein goldenes Kleid, das mit winzigen Diamanten geschmückt war. Sie sah sich diskret um und sah König Sigismund auf einem Stuhl unter einem Baldachin aus Goldbrokat sitzen.
Beim Anblick ihres Schwiegervaters fühlte sie Wärme in ihrem Herzen. Sein sanfter, freundlicher Blick machte ihr Mut und sie bewegte sich auf ihn zu. Sie beugte sich vor, um seine beringte Hand zu küssen, und dann legte er diese in einer zärtlichen Geste eines fürsorglichen Vaters auf ihren Kopf.
- Wir heißen Sie in Wawel herzlich willkommen, unsere Tochter – sagte der König Sigismund gerührt. Sie spürte die Wärme seiner Stimme und die Kälte in den Augen von Königin Bona, die in der Nähe stand und von ihrem Hof umgeben war. In diesem kurzen Moment der Begrüßung mit dem alten König gelang es Bona, Elisabeth anzusehen. Wie sie vermutete, war sie weit entfernt von der schönen Erzherzogin, die der Maler gemalt hat und der Phantasie nachgab, für die er mit Sicherheit bezahlt wurde. Elisabeth näherte sich Bona und verbeugte sich. Die Königin umarmte sie und sie sagte:
- Lass mich dich umarmen – sie beugte sich zu ihrer Schwiegertochter, um sie auf die Wangen zu küssen, und dann spürte die Erzherzogin in ihrer Nase den starken Geruch von Weihrauch und Ingwer.
- Du wirst hier unglücklich sein – flüsterte sie auf Italienerin in ihr Ohr. Elisabeth versteifte sich. Marsupino, der hinter ihr stand, sah Herberstein misstrauisch an. Die Erzherzogin senkte ihren Blick, als wollte sie ihre Angst verbergen, das in ihre Seele eindrang.
Plötzlich begann es zu regnen. In Eile wurde der alte König auf die Burg gebracht, gefolgt von der Königin, Elisabeth wurde in ihre Gemächer geführt. Gertrude und die Gräfin Salm, eine sehr große und dünne vierzigjährige Frau, gaben den Befehl, Kisten und Truhen auszupacken. Bis zum Abend war die Erzherzogin geschäftig. Dann kam Marsupino. Er bat darum, mit Elisabeth allein zu sein. Er erlaubte nur eine elfjährige blonde Zwergin, Rudolfina, mit so einer Haut dünn und hell, dass sie blaue Linien durchzeigte, zu bleiben. Das Mädchen saß auf dem Schemel neben dem Ofen und wärmte sich die Hände.
- Der alte König ist von Euren Majestät hingerissen und schickt Ihnen einen Obstkorb – sagte Marsupino zufrieden. Daraufhin schlüpfte ein Zimmerherr, Carlos, in den Raum, stellte den Korb auf den Tisch und ging beugend raus.
Elisabeth kam an den Tisch und sagte munter:
- Er ist so gut zu mir.
- Und die Königin? – fragte der Sekretär.
Elisabeth wurde traurig.
- Vielleicht wird sie mich mögen – sagte sie ohne Begeisterung, als sie selbst es nicht glaubte.
- Was hat sie dir ins Ohr geflüstert? – fragte Marsupino.
Die Erzherzogin war verwirrt.
- Nichts – sagte sie und kam zu sich.
- Ich habe es gesehen – beharrte er.
- Es ist nicht wahr … – Das Gefühl, die Lüge auf ihrem Gesicht geschrieben sei und unfähig, dieses Gefühl länger zu ertragen, befahl sie:
- Lassen Sie mich jetzt alleine. Die Reise hat mich erschöpft. Ich muss mich erholen.
Er nickte verständnisvoll, obwohl er ihr nicht glaubte und verließ den Raum. Als er sich draußen befand, nickte er der Gräfin Salm, der Hofdame und der Zwergin zu, damit sie zur Erzherzogin rückkehren, und Gertrude wollte sich ihnen anschließen, doch Marsupino packte sie am Ellbogen und flüsterte:
- Lernen Sie von der Erzherzogin, was die Königin ihr bei der Sitzung sagte. Sie wird es mir nicht sagen, und als Sie wissen, alles, was mit Elisabeth verbunden ist, geht uns allen an.
- Hat die Königin etwas zur Erzherzogin gesagt? – Gertruda hat ihre Überraschung nicht verborgen.
- Machen Sie die Augen auf! Sie sind dafür bezahlt – er erinnerte sie streng und ging zum Flur.
Gertrude zitterte. Sie begleitete Elisabeth seit dem Tag ihrer Geburt, sie ging ihr unter die Haut und liebte sie wie eine Tochter, ohne die Grenzen zwischen ihnen zu überschreiten. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie kein leichtes Leben haben würde, bis Marsupino im Wawel bleiben wird.
Sie seufzte schwer und betrat den Raum, wo die Damen die Erzherzogin bereits abgebaut haben. Alle Bilder von diesem Tag bewegten sich in den Kopf von Elisabeth, sie hörte italienische Wörter, die von der Königin gesprochen wurden. Oder vielleicht hat sie diese doch missverstanden? Sie kann nicht so gut Italienisch wie sie es wollte. Nach drei Tagen, in denen sich Elisabeth nach der Reise ausruhte, brachen am Sonntag, dem 6. Mai, die Glocken des Wawel-Doms das Hochzeitslied. Ihr Klang durchdrang die Gedanken mit Freude, aber in Bonas Ohren klang es wie Trauer. Elisabeth saß in einem schimmernden Kleid auf dem Thron. Die schwere Krone mit den Juwelen drückte auf ihre Stirn, sie spürte das Gewicht des Zepters und des goldenen Apfels, den sie in ihren Händen hielt. Viele Gäste versammelten sich zum Fest in der großen Kammer. Elisabeth aß nicht viel und sprach wenig. Bona sah das Brautpaar diskret an. Sigismund August versuchte seine Frau zu ermutigen, beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte ein paar Worte. Elisabeth lachte und zog auf sich die Blicke von Marsupin, Baron Herberstein und der Königin selbst.
- Und ich dachte, ich würde dich niemals aufheitern, Mylady, sagte Sigismund August, nahm die Hand seiner Frau und küsste sie. Als er sie unerwartet auf die Wange küsste, senkte sie beschämt die Augen.
- Sie erröten, meine Liebe – sagte er. – Unnötig, Sie sind jetzt meine Frau.
Sie lächelte wieder. Je weiter weg vom Tisch des Jungvermählten, des alten Königs
und Bona, desto kühner wurden die Urteile über diese Ehe gefällt.
- Ab heute wird Wawel kein friedlicher Zufluchtsort mehr sein – sagte Gabriel Tarło und sah Bona, den jungen König und seine Frau an.
- Der Krieg liegt in der Luft – bemerkte Piotr Roizjusz, der Spanier, der sich dank des Schutzes von Primas Gamrat im Wawel befand.
Er wollte sich zugunsten der jungen Königin schleichen und schrieb einige Gedichte, in denen er ihre Schönheit und Tugend lobte.
- Königinnenkrieg … Kann es etwas Schlimmeres geben? – sagte Jan Lutomirski, Sekretär des jungen Königs. König Sigismunds Zwerg legte den Kopf zwischen sie und sagte:
- Vielleicht! Der Sieg ist entschieden, meine Herren. Am Nebentisch aß Stanisław Górski appetitlich ein Stück ölige Gans und nickte Nikolaus Nipszyc zu.
- Die Königin macht dem schlechten Spiel ein gutes Gesicht – sagte Nikolaus.
- Kein Wunder, diese Ehe meint sie nicht – sagte Górski und sah Bona an. – Sie hat bis zum letzten Augenblick ein Netz aus Intrigen gesponnen, aber ihre italienischen Spiele, Tritte, Krämpfe, Absprachen mit dem französischen König und mit türkischem Luzifer – alles für nichts.
- Möge sie an ihrer eigenen Galle ersticken – sagte Nipszyc. – König Ferdinand triumphiert, wollten wir das nicht? Sekretär Stanisław Górski hob den Becher auf und sagte:
- Trinken wir also einen Toast für den König von Deutschland.
Wawel war still. Alles, was lebte, wog in den Schlaf. Nur in den Korridoren hörte man die einzelnen Stimmen fröhlicher Höflinge, die in ihre Zimmer zurückkehrten. In dieser ruhigen und beruhigenden Stille hallten Schritte wider, eine schlanke, niedrige Gestalt in einem dunklen Umhang, der sich in der Dunkelheit wiegte. Das Fackellicht beleuchtete das Gesicht von Marsupin.
Er verschwand bald im Vorraum, der zur Nische der Erzherzogin führte. Er näherte sich vorsichtig und hob behutsam den dicken Vorhang. Er sah Elisabeth in einem weißen Nachthemd, mit aufgelösten Haaren, Händen im Gebet gefaltet, mit zum Heiligen Bild erhobenen Augen. Ihr Gebet wurde von der leisen Stimme Gertrudes begleitet. Nach einer Weile bekreuzigte sich die Erzherzogin und verschwand unter dem Federbett.
- Dies ist die erste Nacht im Wawel, an einem neuen Ort. Sag mir morgen, wovon du geträumt hast – sagte die Matrone mit einem Lächeln und bedeckte sie mit dem Federbett ganz am Hals.
- Ich habe Angst vor morgen, wenn ich mit dem König allein bin – sagte Elisabeth unerwartet.
- Habe keine Angst, Gott wacht über dich. Vertrau ihm – sie beruhigte sie. – Denke nicht darüber nach. Ihr Mann hat dir heute seine Gefühle gezeigt, er hat dich von ganzem Herzen geliebt.
Die Königin lächelte. Sie fühlte Wärme in ihrer Seele, als sie Sigismund Augusts positive Blicke, sein freundliches Lächeln und Küsse erwähnte, die sie unwohl fühlen ließen. Sie hatte solche Angst, ihren Verlobten zu treffen, so viele Fragen waren in ihrem Kopf: Würde er mich mögen? Und wird er mich lieben?
- Schlafen Sie, meine Herrin – Gertrude blies die Kerzen aus und ging weg. Im Vorzimmer zuckte sie zusammen, wenn sie den Sekretär traf.
- Was schleichen Sie so? – schimpfte sie Marsupin.
- Hat sie Ihnen gesagt? – fragte er.
Sie warf ihm einen wolkigen Blick zu und sagte:
- Sie schweigt.
- Bringen Sie sie dazu! – forderte er.
- Ich tue mein Bestes, aber sie gibt an, dass Bona ihr Nichts gesagt hat.
- Sie lügt! – erzürnte er. Als er die Angst in Gertrudes Augen sah, beherrschte er sich und sagte: – Na gut, wir alle sind müde, jetzt gehen wir schlafen. Vielleicht sagt sie selbst, was sie auf dem Herzen hat.
Als Elisabeth im Schlaf überfallen war, wusste Bona, dass dieser Nacht sie kaum einschläft. Portia zündete die Kerzen nacheinander an, das Licht leuchtete auf die Gestalt der Königin in einem mit Juwelen geschmückten Saphirkleid. Sie saß mit bewölktem Gesicht am Tisch, gebeugt, als ob eine Bürde sie überwältigt und erstickt hätte. Bilder vom ganzen Tag bewegten sich in Ihren Erinnerungen. Elisabeth ansehende Augen des jungen Königs, Küsse, ihre Augen, in denen sie Liebe zu ihm sah. Das Knarren der Tür riss sie aus ihren Erinnerungen. Sie schaute in diese Richtung.
- Hier bin ich, meine Mutter – die freudige Stimme von Sigismund August litt unter der Ferne. Bona sah ihren Sohn glücklich. Sie schickte die Zwergin weg, sah ihren Sohn sorgfältig an und sagte dann durch drückte Kehle:
- Sie hat dich fasziniert. Vielleicht bist du sogar verliebt – du hast vergessen, was du mir versprochen hast…oder vielleicht spielst du gut deine Rolle.
Er erstarrte bei diesen Worten und hörte zum ersten Mal die Kälte in seiner Mutter Stimme.
- Elisabeth ist meine Frau. Ich erfülle meine Pflichten. Du hast mir dies selbst beigebracht.
Bona erhob sich vom Tisch und näherte sich ihrem Sohn.
- Ja … das habe ich dir beigebracht … Aber diese Zärtlichkeit verletzen mich. Und morgen, wenn du mit ihr im Bett bist …
Der König legte seine Finger auf die Lippen seiner Mutter und sagte vorsichtig:
- Sei Still, meine Mutter. Ich werde erfüllen, was mir gehört. Elisabeth wird nichts mehr bekommen. Beruhigt schloss sie seine Hände in ihren Händen.
Lärm war überall in den Gängen. Der Duft von Moschus, der in der Luft schwebte, erwärmte die Sinnen. Der junge König, vor dem zwei zehnjährige Edelknaben gingen, die in Weiß gekleidet waren und Laternen trugen, ging mit seinem aus jungen Männer bestehenden, großen Gefolge, unter denen sich Gabriel Tarło und Radziwiłł der Schwarze befanden.
Auf dem Weg zu diesem Gefolge schlossen sich Baron Herberstein, der Bischof von Breslau, Baltazar von Promnitz, Graf Salm, Bischof Maciejowski und der königliche Marschall Piotr Kmita an. Ein fröhlicher Lärm erfüllte die Kamer. Eine der Edelknaben klopfte an die Tür.
Die Gräfin Salm öffnete sie, trat zur Seite und sie verneigte sich vor dem König. Sigismund August ging kühn hinein. Er sah Elisabeth im Kerzenlicht, sie saß auf einem mit Brokat bezogenen Bett, umgeben von Hofdamen, die sich vor dem König verneigten. Elisabeth stand auf und machte das selbe, dann Sigismund August senkte den Kopf vor ihr. Die Höflinge des jungen Königs standen hinter ihrem Herrn. Der Bischof von Breslau sprach lateinisch. Elisabeth verstand seine unschuldige Anspielungen auf diese Nacht, die zwischen den Zeilen versteckt wurden und errötete. Ein Toast für Jungverheirateten wurde ausgesprochen, Kuchen mit dunklem Zucker wurden gegessen dann begannen alle den Raum zu verlassen. Die Kammer wurde leer. Gertrude löschte sie Kerzen, ließ nur eine angezündet und bevor sie wegging, warf sie der Königin tröstlichen Blick zu. Die Tür schloss sich und es herrschte Stile; nach einer Weile konnte man die Schritte des Königs hören.
Wenn diese nicht mehr zu hören waren, sagte Elisabeth auf Deutsch:
- Eure Hoheit …
Sigismund August streichelte ihre Wange und dann spürte er, wie sich ihr Körper versteifte. Er fuhr mit den Fingern durch ihre Haare und sagte in ihrer Muttersprache:
- Hier bin ich kein König, ich bin dein Mann, Elisabeth.
Sie sah zu ihm auf. Er nahm das Kleid von ihren Schultern und entblößte ihre Brüste. Sie sah seinen lustvollen Blick und fühlte die Küsse seiner feuchten Lippen.
Gertrudes Ohren hörten jedes Wort und jedes Flüstern. Nach einem Moment wagte sie es, den Blick in den Spalt zwischen den Vorhängen zu lenken. Sie flüsterte leise die Worte des Gebetes. Sie hatte mehr Angst als ihr Schützling. Sie wollte das nicht tun, aber sie gab König Ferdinand Gehorsam über die Treue zu seiner Tochter. Sie muss da sein, um zuzusehen und im richtigen Moment einzugreifen, um Herberstein und Marsupin endlich die gute Nachricht zu überbringen, dass sich das Paar zusammengetan hat und ihre Verbindung von nun an nicht mehr zerreißbar wird.
In der Zwischenzeit ging Piotr Kmita in die Kammer der Königin. Er hatte es nicht eilig,
er wollte dieses Treffen verschieben. Er wusste, dass die Hochzeit des jungen Königs die Quelle des Kummers der alten Königin war. Diana führte ihn ins Zimmer. Er fand Bona über den Tisch gelehnt, auf dem die Tarotkarten ausgebreitet waren. Ihr gegenüber saß Portia. Als die Königin seine Schritte hörte, sammelte sie die Karten hastig ein, aber der Marschall hatte Zeit, diese schüchterne Bewegung zu bemerken.
Bona stand hinter dem Tisch auf und fragte:
- Sind sie zusammen?
- Ja, meine Herrin – antwortete er.
Sie seufzte schwer und räumte ein, dass der Konsum der Ehe die Heiligkeit dieser Beziehung besiegelt und ihren Sohn zum Ruin bringen wird. Sie warf einen gequälten Blick Kmita zu und er sah, dass ihre Lippen gespitzt waren. Sie brauchte einen Moment, um zu sagen:
- In dieser Nacht wurden meine Hoffnungen begraben … Bald wird ein Enkel geboren, den ich nicht lieben kann. Kmita schwieg. Er wollte keine Gespräche mit der Königin führen, weil er wusste, dass sie die Habsburger nicht mochte.
- Geh zurück zu deiner Kammer, mein Marschall. Es ist die höchste Zeit schlafen zu gehen, sagte sie zu ihm. Er verneigte sich und ging. Bona rief Diana an, damit sie ihr beim Ausziehen ihres Kleides half, und in der Zwischenzeit schickte Portia zu Korridoren. Sie wollte wissen, wann August aus Elisabeths Kammer rauskommen würde. Bald entließ sie die Hofdame und ging ins Bett. Gedanken, die wie eine Herde schwarzer Krähen kreisten, ermüdeten Bona so sehr, dass sie in einen tiefen Schlaf fiel. Plötzlich fühlte sie einen Ruck auf ihrer Schulter und hörte eine Stimme:
- Meine Herrin, meine Herrin…
Sie wandte sich ab. Die milchige Morgendämmerung hüllte den Himmel hinter dem Fenster ein. In seinem Licht sah sie das Gesicht von Portia.
- Der König verlass die Kammer der Erzherzogin.
Der im Schlaf versunkene Körper wurde plötzlich lebendiger, das Herz schlug stärker. Sie ließ das Federbett fallen und schlüpfte in ihre Stiefeletten.
- Er wird bald hier sein – sagte Bona und zog ihr Morgenrock an. – Nun geh jetzt!
Raus! – sagte sie ungeduldig.
Portia ging hastig raus, die Königin ging nervös durch den Raum, blieb an der Tür stehen und lauschte den Schritten, aber in den Gängen herrschte Stille. Die Zeit verging, bis sie sich auf einen Stuhl setzte, sich zusammenrollte und einschlief. Als sie aufwachte, war es schon Morgen.
Sie rief die Hofdamen an, damit sie ihr beim Anziehen bedienten. Sie zog ein mit Perlen verziertes Seidenkleid an und setzte sich vor den Spiegel. Das schöne Gesicht von Maria Arcamone spiegelte sich in seiner Oberfläche. Das Mädchen kämmte die Haare der Königin und sah Bona in die Augen. Das Schweigen der Königin versprach einen harten Tag. Sie wartete auf ihren Sohn, aber er kam nicht. Er ist bisher nicht erschienen. Diese längere Abwesenheit begann Bona zu beunruhigen. Warum kommt er nicht? Warum verzögert er?
Die Königin setzte sich zum Frühstück. Viele Pagen dienten sie. Mit Wasser verdünntes Wein und Essen wurden gebracht. Mit den Dienstmädchen lief an die Kammer die Lieblingswindhündin der Königin hinein. Plötzlich stand ein junger König an der Schwelle, die Hündin rannte sofort zu ihm, schnüffelte an ihm und lag auf Befehl der Königin zu ihren Füßen.
Bona nickte und die Dienstmädchen gingen weg, sie aß ein Stück Weißbrot und warf ihrem Sohn einen kurzen Blick zu:
- Du bist nicht gekommen.
- Ich wollte dich nicht aufwachen, meine Mutter – antwortete er.
Sie nickte verständnisvoll und sagte:
- Ich habe nicht geschlafen … Ich habe gewartet … Aber nichts mehr darüber. Hast du es getan? … warst du mit ihr?
- Ja, meine Mutter.
Sie seufzte nur. Sie fühlte einen Dorn in ihrem Herzen. Sie schwieg, als ob sie nichts mehr wissen wollte und legte eine Portion Hasenkuchen auf einen Teller. Sie begann zu essen. Sie sah ihren Sohn an. Sie wusste, dass er offensichtlich auf etwas zu wartet. Sie wusste nicht, worum es ging.
- Vielleicht möchtest du mit mir essen? – sie schlug ihm einen Platz gegenüber sich vor.
- Ich habe Elisabeth Geschenke geschickt … Vater auch – sagte er unerwartet.
Die Hand, die Bona nach einem weiteren Stück Pastete griff, hing in der Luft.
- Darum geht es? Sie denken, ich soll meiner Schwiegertochter Geschenke schicken? Darum bist du gekommen?
- Verschiebe dies nicht, meine Mutter. Dies wird nicht gewürdigt – er wies sie an.
- Wütend warf sie eine Portion Pastete auf den Boden und die verschwand in einem Augenblick in dem Mund der Windhündin.
Bona erhob sich von ihrem Stuhl und ging zu ihrem Sohn. Sie sagte:
– Von wem? Von Herberstein? Von Marsupin?! Denn was werden sie in Spanien sagen? Weil das ein Affront gegen Elisabeth ist?! Oder gegen Ferdinand?! Jeden Tag wird seine Frau auf Ihrer eigenen Haut erleben, wie abgelenkt und unerwünscht sie ist! Es ist eine Zahlung für meine Mutter, für mich, für Isabella!!!